SWR2 Feature Im Schatten der Helden

Transkript

1 SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Feature Im Schatten der Helden Die Kinder des Dänischen Widerstands Von Miriam Arndts Sendung: Mittwoch, 6. Mai 2015 Redaktion: Wolfram Wessels Regie: Ulrich Lampen Produktion: SWR 2015 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Feature können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter oder als Podcast nachhören: Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Feature sind auf CD erhältlich beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro. Bestellungen über Telefon: 07221/ Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/ oder swr2.de

2 MUSIK 1 (Kenaston, Chilly Gonzales, Solo Piano II) O-Ton 1 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Jeg havde altid en meget tydelig fornemmelse af, at jeg ikke var så meget værd som så mange andre var. Jeg kunne ikke bede om noget for mig selv. Det trak jeg rundt på i mange år. Min far var så fantastisk og havde været en helt og kunne alle de ting... Jeg kunne ikke rigtig gøre noget, der kunne hamle op med det. Ich hatte immer das Gefühl, nicht so viel wert zu sein wie so viele andere. Ich konnte nichts für mich selbst einfordern. Das habe ich viele Jahre lang mit mir herumgeschleppt. Mein Vater war so fantastisch, er war ein Held und konnte so vieles. Ich konnte eigentlich nichts tun, das mit ihm mithalten konnte. O-Ton 2 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Tja, hvad har jeg haft ud af det, altså, at mine forældre var helte? Det ved jeg sgu ikke rigtig. Meine Eltern waren Helden... Tja, und was habe ich davon? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. O-Ton 3 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Så det med hvis man har været uartig som børn er: Altså tænk på hvor slemt din far har haft det. Nu må du virkelig opføre dig ordentligt. Ulla Lunn: Nej, sagde de det? Steen Klitgaard Povlsen: Jo jo, men det sagde de også til mig. Altså skam dig! Mariann de Lorenzi: Tag hensyn til din far! Steen Klitgaard Povlsen:Tænk hvad din mor har været igennem! Og så siger du sådan noget. Mariann de Lorenzi: Hvor er du egoistisk! Steen Klitgaard Povlsen: Jamen det var meget almindeligt. Wenn man mal unartig war also wie Kinder ebenso sind, dann hieß es: Denk daran, wie schlimm es Deinem Vater ging. Jetzt musst Du Dich wirklich mal benehmen. Spr. Ulla Lunn: Haben sie das wirklich zu Dir gesagt? Doch doch, das haben sie auch zu mir gesagt: Schäm Dich! Nimm Rücksicht auf Deinen Vater! Denk daran, was Deine Mutter durchgemacht hat! Und dann sagst Du so etwas. Wie egoistisch von Dir! Doch, das war ganz normal. ANSAGE: Im Schatten der Helden Die Kinder des Dänischen Widerstands. Ein Feature von Miriam Arndts 1

3 ATMO 1 Flieger, Luftalarm (gerne im Archiv finden) Sprecher: Jeder Angehörige der Wehrmacht muss sich bewusst sein, dass er nicht Feindesland betritt, sonders dass die Truppen zum Schutz des Landes zur Sicherung seiner Einwohner in Dänemark eingerückt sind. Daher ist folgendes zu beachten: 1) Der Däne hat ein starkes Nationalbewusstsein. Also alles vermeiden, was die nationale Ehre verletzen kann. Am 9. April 1940 fallen deutsche Truppen in das neutrale Dänemark ein. Angeblich, um das Land vor einem französisch-englischen Angriff zu beschützen. Dänemark ist auf die Invasion nicht vorbereitet; innerhalb weniger Stunden hat die Wehrmacht das ganze Land besetzt. Die Deutschen nennen es eine friedliche Besetzung, sie versprechen, sich nicht in innere politische Angelegenheiten einzumischen. Die Wirklichkeit im besetzten Dänemark sieht anders aus. Das Land wird vom Handel mit anderen Ländern abgeschnitten und produziert fortan nur noch für das Dritte Reich. Die Presse wird zensiert, die dänische Regierung wird angehalten, schwierige Personen aus der Politik zu entfernen. Sprecher: 2) Der Däne ist freiheitsliebend und selbstbewusst. Er lehnt jeden Zwang und jede Unterordnung ab. Er hat keinen Sinn für militärische Zucht und Autorität. Also - wenig befehlen, nicht aufschreien. Das erfüllt ihn mit Widerwillen und ist wirkungslos. Sachlich aufklärend und überzeugend humorvoller Ton erreicht mehr. Unnötige Schärfe und Bevormundungen verletzen das Selbstgefühl und sind zu vermeiden. Die junge Grundschullehrerin Kamma Klitgaard Povlsen entspricht in etwa diesem prototypischen Bild, das die Wehrmacht in ihren Richtlinien für den Umgang mit Dänen zeichnet. O-Ton 9 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Det snakkede min mor altid om det der: Jeg ville ikke finde mig i det. Hvad skulle de tysker gå her og lege herremennesker for? De skulle hjem. Das hat meine Mutter immer gesagt: Ich wollte mich nicht damit abfinden. Was sollten die Deutschen auch hier rumlaufen und Herrenmenschen spielen? Doch der dänische König Christian der Zehnte ist darauf bedacht, den relativen Frieden in Dänemark zu bewahren. O-Ton 10:(dänisch) König Christian X. (Ausschnitt der Neujahrsrede 1941): Jeg er overbevist om, at alle forstår øjeblikkets alvor og det gælder nu mere end nogensinde, at alle optræder fuldt ud korrekt under de forhold, hvorunder vi befinder os. 2

4 Spr. König Christian X.: Ich bin überzeugt, dass alle den Ernst der Lage verstehen und es gilt nun mehr denn je, dass sich alle korrekt verhalten unter den Umständen, in denen wir uns befinden. Im Zuge der deutschen Invasion der Sowjetunion ordnet die Besatzungsmacht im Juni 1941 die Internierung von Kommunisten in Dänemark an. Kurz darauf wird die dänische kommunistische Partei DKP verboten. MUSIK 2 (Meischeid, Gonzales, Solo Piano) An einem Abend im Januar 1942 klingelt ein ehemaliger Studienkamerad an der Tür zu Kamma Klitgaard Povlsens bescheidener Einzimmerwohnung. Er ist Mitglied einer Widerstandsgruppe und fragt, ob sie einen untergetauchten Kommunisten bei sich aufnehmen würde; zum Ausgleich bekäme sie eine größere Wohnung. Kamma willigt ein, ohne zu zögern. Kurze Zeit später zieht David Hejgaard bei ihr ein; er trägt Schlapphut und Trenchcoat und unter dem Arm eine Schreibmaschine. Er schreibt für eine illegale Zeitung; sie macht sich strafbar, weil sie einen Kommunisten versteckt. Aus der gemeinsamen Widerstandsarbeit wird bald eine Liebesbeziehung... zwei Jahre später erwarten sie ein Kind. O-Ton 11 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Min mor, hun oplevede jo, at den eneste virkelige store kærlighed hun var ud for i sit liv, den var forbundet med en frygtelig angst. Altså hun var dybt forelsket og dybt bange. For mange af de folk i modstandsbevægelsen eller de illegale, der var det jo meget intenst. Den der meget kraftige følelse til den ene side og meget kraftige følelse til den anden side. Det er jo meget romantisk og storslået og litterært, men det er jo ikke meget sundt. Og det har jeg selvfølgelig spekuleret over: Har jeg arvet det? Meine Mutter erlebte ja, dass die einzige, wahre, große Liebe in ihrem Leben mit einer fürchterlichen Angst verbunden war. Also sie war zutiefst verliebt und zutiefst ängstlich. Für viele im Widerstand oder in der Illegalität ging es ja um die ganz großen Gefühle dieses starke Gefühl in die eine Richtung und in die andere Richtung. Das ist zwar sehr romantisch und poetisch, aber eben nicht sehr gesund. Und ich frage mich natürlich: Habe ich das geerbt? Im Februar 1944 bringt Kamma in aller Verborgenheit ihren Sohn Steen zur Welt. Als er nur drei Monate alt ist, fliegt die illegale Kleinfamilie auf. Kamma wird ins KZ Ravensbrück deportiert, Steens Vater, David Hejgaard, kommt nach Neuengamme. Der Sohn wird zunächst in ein Heim gebracht, später holen Kammas Eltern das Enkelkind zu sich, bis die Tochter nach Kriegsende nach Dänemark zurückkehrt schwer traumatisiert. O-Ton 12 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Altså hun fortalte jo de første år af min barndom dag ud og dag ind. Og på et eller andet tidspunkt har jeg slået en streg over det. Jeg har fortrængt de her ting. Jeg ville ikke læse om det, høre om det helt fra jeg var år, altså med krigen. 3

5 Jeg kan huske nogle gange, at min mor forsøgte lige så forsigtigt er begyndt at forhøre sig, om jeg ville høre noget på et tidspunkt. Det ville jeg ikke. Jeg havde simpelthen hørt for meget. Hun sendte mig jo til psykiater. En stor del af min barndom er jeg jo gået til psykiater. Der var mange af de der psykiater, der havde spurgt hende: Sig mig, Kamma, skal du ikke også...? Nej, nej, hun fejlede ingenting. Men altså Steen, der, han skulle til psykiater. Die ersten 5, 6, 7 Jahre meines Lebens hat sie mir ja davon erzählt, tagein und tagaus. Irgendwann habe ich dann einen Strich darunter gezogen. Ich habe das alles verdrängt. Ich wollte davon nichts hören, darüber nicht lesen, seit ich so 12, 15 war. Ich glaube, ein paarmal hat meine Mutter versucht, vorzufühlen, ob ich etwas darüber wissen wollte. Das wollte ich nicht. Ich hatte einfach schon zu viel gehört. Sie hat mich auch zum Psychiater geschickt. Und viele fragten sie: Kamma, solltest Du nicht auch mal...? Nein, nein, sie brauchte das nicht. Aber der kleine Steen, da, der musste zum Psychiater. Hinzu kommt, dass sie ihre große Liebe und Steens Vater, David Hejgaard, nie wieder sieht. Auch er ist nach Kriegsende nach Dänemark zurückgekehrt. Allerdings nicht zu Kamma, sondern zu seiner Familie in Kopenhagen, die er bereits vor dem Krieg gegründet hatte. O-Ton 13 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Jeg havde jo ikke en far, vi havde jo kun min mor og mig. Men der har jeg også altid skulle passe på, hele tiden skulle jeg passe på og være foran. Hvad ville der kunne ske? Steen: Så fik hun raserianfald eller grådanfald eller hysteriske anfald eller... Hvis du gjorde hvad for eksempel? Steen: Hvis jeg bare var uenig med hende. Min mor kunne ikke tåle, at jeg havde en anden opfattelse end hende. Det forsøgte jeg så ikke at have. Ich hatte ja keinen Vater, wir hatten ja nur einander, meine Mutter und ich. Aber da musste ich auch immer aufpassen, vorausschauen. Was konnte sonst passieren?: Steen: Dann bekam sie einen Wutanfall oder einen Weinanfall oder einen hysterischen Anfall. Wenn Du was zum Beispiel machtest? Steen: Wenn ich nur anderer Meinung war als sie. Meine Mutter konnte nicht aushalten, dass ich eine andere Auffassung hatte als sie. Das versuchte ich dann nicht zu haben. Der Heldenstatus der Mutter machte es noch schwerer für Steen, sich innerhalb der Familie zu behaupten. O-Ton 14 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Jeg havde den tante der, som altid fortalte mig, men der var flere i familien eller venner der kom og sagde: Det kan du altså ikke tillade dig at sige. Fordi din mor hun har kæmpet så meget og lidt så meget, og så kan du altså ikke være bekendt! 4

6 Ulla: Men der har jo stået en aura omkring din mor. Der har jo virkelig været respekt omkring hende. Steen: Jo jo, altså i det århusianske miljø, der var hun sådan en imposant... Mariann: En heltinde. Steen: Aah, ja, men jeg vidste jo, at hun var rasende svag. Ich hatte diese Tante, die mir immer erzählte, aber auch andere aus der Familie oder Freunde, die sagten: Deine Mutter hat so sehr gekämpft und gelitten, das kannst Du nicht sagen! Spr. Ulla: Aber Deine Mutter war ja auch umgeben von so einer Aura. Die Leute hatten ja wirklich Respekt vor ihr. Spr. Steen: Ja, doch, also in Aarhus, da war sie schon so eine imposante... Mariann: Eine Heldin. Steen: Na ja, aber ich wusste ja, wie schwach sie in Wirklichkeit war. Heute ist der Literaturwissenschaftler pensioniert, glücklich verheiratet, hat Kinder und Enkelkinder. O-Ton 15 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Jeg har haft det hele angstproblemer, alkoholproblemer, alle mulige problemer. Og jeg tror aldrig jeg har forbundet det med mine barndomsoplevelser. Det tror jeg ikke jeg har gjort før jeg snakkede om dem. Så gik det op for mig at der må være en sammenhæng der. Ich hatte alles Angstprobleme, Alkoholprobleme, alle möglichen Probleme. Und ich glaube, dass ich das nie mit meinen Kindheitserlebnissen verbunden habe. Bis ich angefangen habe, darüber zu sprechen. Da wurde mir klar: Da muss es einen Zusammenhang geben. Zum ersten Mal spricht Steen im Jahr 2000 über seine Kindheit bei einem Treffen für Kinder dänischer Widerstandskämpfer, von dem er im Radio gehört hat. Einige Jahre später schließt er sich einem Netzwerk für ebendiese längst erwachsenen Kinder an. Gegründet wurde es von dem Arzt und Autor Sven Arvid Birkeland. Er hat für sein Buch Gefasst von den Deutschen hunderte Widerstandskämpfer und deren Familien interviewt und festgestellt, dass vor allem die Kinder ein großes Bedürfnis hatten, über ihr Leben mit den traumatisierten Eltern zu sprechen. ATMO 2 Treffen der Selbsthilfegruppe Steen Klitgaard Povlsen, Mariann de Lorenzi und Ulla Lunn haben sich auf einem der Netzwerktreffen angefreundet. Heute sind sie bei Ulla zu Gast. O-Ton 16 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Ej, i starten brølede vi alle sammen. Jeg kan huske jeg tror ikke jeg sagde mere end syv ord sammenlagt... jeg tudede hele vejen. 5

7 Am Anfang haben wir alle geheult. Ich weiß noch ich glaube ich habe nicht mehr als sieben zusammenhängende Wörter sagen können ohne zu heulen. Mariann de Lorenzi ist mit fast 72 Jahren die älteste in der Gruppe. Eine elegante, grauhaarige Dame mit großen Augen, geschminkt mit einem Hauch Lidschatten. O-Ton 17(dänisch) Ulla Lunn: Græder du mindre nu end du gjorde før? Spr. Mariann: Ja. Spr. Ulla Lunn: Weinst Du heute weniger als früher? Spr. Mariann: Ja. Ulla Lunn, 60 Jahre alt, Architektin und Autorin, die Lesebrille in die Pagenfrisur gesteckt. O-Ton 18 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Men jeg er stadigvæk meget grådlabil med de der ting. Ja, det er ligesom jeg har et eller andet ind i mig... På et eller andet tidspunkt, så må jeg være blevet så hærdet, at jeg ikke tuder mere. Det er ligesom om jeg trakter efter at holde op med at græde over det. Det kan godt være at det er tosset. Men det er sådan en underlig fornemmelse: Nu må det da holde op, nu må de der tårer snart være... Da jeg skulle sige Min far sådan og sådan... og så kom han til Da-ha-ha-chau. Mariann de Lorenzi: Aber ich bin immer noch sehr nah am Wasser gebaut bei solchen Sachen. Irgendwann muss ich doch so abgehärtet sein, dass ich nicht mehr heule. Das klingt vielleicht verrückt, aber ich denke mir: Jetzt muss das doch mal aufhören, es können doch bald keine Tränen mehr in mir sein. Das erste Mal habe ich versucht zu sagen: Mein Vater... und so weiter... und dann kam er nach Da-ha-ha-chau... MUSIK 3 (Man binder os på mund og hånd, Liva Weel) Nur etwa ein Prozent der dänischen Bevölkerung ist während der deutschen Besatzung im Widerstand aktiv Quellen nennen eine Zahl zwischen und Widerstandskämpfern. Zu Anfang der Besatzungszeit handelt es sich vor allem um den Druck und die Verbreitung von illegalen Zeitungen und Flugblättern unter kommunistischer Regie, vereinzelt wird deutsches Wehrmachts-Gut beschädigt. Im Laufe der Zeit und parallel zu den deutschen Niederlagen an allen Fronten, steigert sich der Widerstand zu groß angelegten Sabotageaktionen, gut organisierte Gruppen sammeln von englischen Flugzeugen abgeworfene Waffen ein, andere liquidieren Verräter. Die dänische Bevölkerung zeigt zunehmend Sympathie für den Widerstand. Aus London ruft der Exilpolitiker John Christmas Møller in einer dänischsprachigen BBC-Sendung seine Landsmänner zum Kampf gegen die Besatzer auf. 6

8 O-Ton 19 (dänisch) Ausschnitt John Christmas Møller in einer BBC Radiosendung aus dem Jahr 1943 Im Spätsommer 1943 entwickeln sich im ganzen Land Streiks und Demonstrationen gegen die Besatzungsmacht und dänische Kollaborateure. Die Wehrmacht versucht, die Unruhen mit Panzern niederzuschlagen. Am 28. August 1943 stellt Hitlers Regime der dänischen Regierung ein Ultimatum: Sie soll den Ausnahmezustand im ganzen Land verhängen und die Todesstrafe einführen. Die Regierung lehnt ab und wird zum Rücktritt gezwungen, die Wehrmacht entwaffnet das dänische Militär. Widerstandskämpfer leben von nun an gefährlicher, ihnen drohen Todesstrafe oder die Deportation in Konzentrationslager. Auch der nationalsozialistischen Rassenideologie steht nun die Tür nach Dänemark offen. Solange die dänische Regierung die Forderungen des Dritten Reiches erfüllte, lebten die knapp 8000 Juden weitgehend unbehelligt im Land. Nun droht auch ihnen die Deportation. Kurz vor der von deutscher Seite geplanten Judenaktion, gelingt es jedoch 95 Prozent aller in Dänemark lebenden Juden, nach Schweden zu flüchten. O-Ton 20 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Det er min farfar sammen med sine brødre. Jeg syntes altid, at min farfar var den pæneste. Das ist mein Großvater, zusammen mit seinen Brüdern. Ich fand immer, dass mein Opa der Schönste war. Mariann de Lorenzis Großeltern gehören zu denjenigen Juden, die in einer Nachtund Nebelaktion auf einem Fischerboot den Öresund überqueren, um der Deportation zu entgehen. Ihr Sohn, Marianns Vater, Erik Beermann, ist zu dem Zeitpunkt 32 Jahre alt; er hat inzwischen selbst eine Familie gegründet und zwei Töchter. Weil er nicht der leibliche Sohn des jüdischen Ehepaares ist, muss er nicht fliehen. Dennoch fühlt er sich seinen Adoptiveltern tief verbunden, deshalb schließt er sich dem Widerstand an. Als Straßenbahnschaffner sammelt er Informationen von seinen deutschen Fahrgästen und gibt sie an eine Untergrundgruppe weiter. Doch er fliegt auf. Im Oktober 1944 treten Männer der Gestapo die Tür zur Wohnung der Beermanns ein. Die beiden Töchter werden aus ihren Kinderbetten gezerrt, die Männer durchsuchen die Wohnung, sogar das Puppenhaus stellen sie auf den Kopf, die Mutter schreit, Erik Beermann wird abgeführt. Nach Verhör und Folter in Kopenhagen wird er auf einen 12 Tage langen Transport ins KZ Dachau geschickt. Wann immer es ihm möglich ist, schickt er seiner Frau Owa Briefe aus dem Konzentrationslager. O-Ton 21 (dänisch) Mariann de Lorenzi: 13. april '45. Min egen kære, elskede Owa, tusind tak for det kære brev, som jeg modtog. Jeg har det godt, æder som en tærsker og bortset fra mine nyrer er der intet i vejen. Når jeg kommer hjem, vil jeg ha' følgende: hakkebøf, kartofler, kærnemælkssuppe eller koldskål med flødeskum, et par hoffer og til sidst en ostepind med snaps. Hils mine to kære tøser og knuselsk dem fra mig. Han var jo faktisk ret 7

9 syg på det tidspunkt, men skriver jo så, at han har det rigtig godt for ikke at gøre hende ked af det, ikk. 13. April '45. Meine geliebte Owa, es geht mir gut, ich fresse wie ein Scheunendrescher und abgesehen von meinen Nieren ist alles in Ordnung. Wenn ich nach Hause komme, möchte ich Folgendes haben: Hacksteak, Kartoffeln, Buttermilchkaltschale mit Schlagsahne, ein paar Bier und zum Schluss einen Käsespieß mit Schnaps. Er war ja ziemlich krank zu dem Zeitpunkt, aber er schreibt, dass es ihm gut geht, damit meine Mutter sich keine Sorgen macht. Insgesamt sind knapp 6000 Dänen während des Zweiten Weltkrieges in deutschen Konzentrationslagern, etwa 600 sterben. Kurz vor Kriegsende kehrt Erik Beermann, wie viele andere Skandinavier, mit den Weißen Bussen des schwedischen Roten Kreuzes zurück in ihre Heimat. Vor seiner Ankunft bekommt Marianns Mutter noch einen Brief: O-Ton 22 (dänisch) Mariann de Lorenzi: 24. april. Jeg er i fin foderstand og helbredet er godt. Han vejede 43 kilo. 24. April Ich stehe gut im Futter und bin gesund. Er wog nur 43 Kilo, als er zurückkam. Am 4. Mai ergeben sich die deutschen Truppen in Dänemark. Das Land ist frei und das wird gefeiert. O-Ton 23 (COLLAGE) Reportage von der Stimmung auf dem Rathausplatz in Kopenhagen am 4. Mai 1945 (Menge singt Nationalhymne, Jubel, Rathausglocken) Im Nachkriegs-Dänemark heißt es nun Zähne zusammenbeißen und weitermachen wie zuvor, alle Grausamkeiten vergessen. Doch Erik Beermann kann nicht einfach vergessen. Er hat Albträume, beginnt zu trinken, ist überempfindlich gegenüber Geräuschen. O-Ton 24 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Jeg fik altid at vide jeg skulle være stille, jeg havde heller ikke - næsten aldrig kammerater med hjem. Han trak sig ind i sig selv og så gik han ind i et værelse ved siden af og så fik jeg at vide at: Nu har du igen larmet for meget, så far har fået hovedpine ikk og sådan. Men lige så snart han var udenfor hjemmet, så var han jo bare... og han var meget charmerende og meget udadvendt og kreativ og alle mennesker kunne lide ham. Det kunne jeg da selvfølgelig også. Men derhjemme kom dæmonerne frem og der var han meget mere stille og havde en masse problemer med støj og... ja. En hel masse af de ting der åbenbart fulgte med at have været igennem det han havde været igennem. 8

10 Ich musste zu Hause immer leise sein und durfte fast nie Freunde einladen. Mein Vater wurde dann immer ganz still, ging in ein Zimmer nebenan und dann hieß es: Jetzt warst du wieder zu laut, jetzt hat Papa Kopfschmerzen bekommen. Aber sobald er außer Haus war, war er der Charmante, Extrovertierte und Kreative, den alle mochten. Ich mochte ihn natürlich auch. Aber zu Hause kamen seine Dämonen zum Vorschein. Da war er ganz still und hatte Probleme mit Lärm und so... was offenbar dazugehörte, wenn man das durchgemacht hat, was er durchgemacht hat. Erik Beermann arbeitet nach dem Krieg unter anderem als Taxifahrer. Doch seine Leidenschaft gilt dem Schreiben von Gedichten, Liedern und Revuen. O-Ton 25 (dänisch) Mariann de Lorenzi (mit ATMO): Det skal jeg lige have gravet frem... Prøv lige at se, hvad der er her. Das muss ich jetzt mal ausgraben... Guck mal, was ich hier habe. Marianns Vater war ein großer, schlanker Mann mit Glatze. O-Ton 26 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Det er også ham der og der og der... Das ist er auch und das und das... Die Fotos in Marianns Fotoalbum zeigen ihn mit ausladender Gestik, singend, rezitierend, lachend. O-Ton 27 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Han spillede og han skrev det hele og han sang. Det er også ham, som H.C. Andersen. Her spiller han en modstandsmand, som bliver henrettet... Det var mig, med et brækket ben. Jeg fik lov til at føre mig frem i én af de der revyer. Er hat alles gespielt und geschrieben und gesungen. Hier spielt er Hans Christian Andersen und hier einen Widerstandskämpfer, der hingerichtet wird Das bin ich mit einem gebrochenen Bein. Ich durfte in einer Revue mitspielen. Ein strahlendes Mädchen mit Bob-Frisur sitzt auf einem Stuhl, umgeben von erwachsenen Schauspielern. O-Ton 28 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Han kunne stå på scenen der i alle de forskellige roller og sange og hvad ved jeg og så kunne han gå hjem og ligge og tude. Derhjemme, det skulle være hans helle. Når han kom meget fuld hjem og min mor viste mig: Se, far, nu er han rigtig fuld igen, 9

11 han har fået for meget at drikke. Hun vækkede mig en gang imellem når han kom hjem, for jeg skulle se hvor fuld han var. Jeg ved ikke hvorfor. Hvad tænkte du så? Kan du huske, hvordan det føltes? Mariann: Jeg syntes det var synd for ham. Fordi jeg vidste jo godt at det var fordi han havde alle de grimme drømme og fordi han havde haft alle de grimme oplevelser, så prøvede han på at glemme dem. Er stand auf all diesen Bühnen und spielte alle möglichen Rollen und dann kam er nach Hause und legte sich ins Bett und weinte. Zu Hause war sein Zufluchtsort. Wenn er sturzbetrunken nach Hause kam, sagte meine Mutter: Guck, Papa ist wieder besoffen, er hat zu viel getrunken. Manchmal weckte sie mich sogar, wenn er nach Hause kam, damit ich sehen konnte, wie betrunken er war. Ich weiß nicht, warum. Was fühltest Du in solchen Momenten? Spr. Mariann: Er tat mir leid. Ich wusste ja, dass das so war, weil er all diese Albträume hatte und weil er all diese schlimmen Dinge erlebt hatte. Also trank er, um das alles zu vergessen. MUSIK 4 (Bermuda Triangle, Gonzales, Solo Piano) O-Ton 29 (dänisch) Sven Arvid Birkeland: Forestil dig, du bliver hentet i hjemmet under alt muligt spektakel. Råb og skrig og sparken til møbler og slåen på manden og skubben til børn og kone og så bliver man kørt væk og familien ved ikke, hvor du kommer hen og du kommer selv ind i et fængsel. Spr. Sven Arvid Birkeland: Stell Dir vor, Du wirst mit großem Getöse zu Hause abgeholt. Es wird gerufen, geschrien, Möbel werden umgeworfen, der Mann wird geschlagen, Frau und Kinder werden herumgeschubst und dann wirst Du abtransportiert und die Familie weiß nicht, wo Du hinkommst und Du wirst in ein Gefängnis gesteckt. O-Ton 30 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Ligesom når min far fortalte, hvilken slags tortur han er blevet udsat for. Så tænkte jeg: Gad vide, hvordan det er at få hivet neglene af og hvordan det er at få slået tænderne ud. Wenn mein Vater von seiner Folter erzählte, fragte ich mich: Wie es sich wohl anfühlt, wenn einem die Nägel ausgerissen werden oder wie es ist, wenn einem die Zähne ausgeschlagen werden. 10

12 O-Ton 31 (dänisch) Sven Arvid Birkeland: Så er du fuldstændigt prisgivet en bøddel. Han har magten over dig, du kan ingenting gøre, du aner ikke, hvad han vil lave ved dig, du ved ikke, om du vil overleve, du ved ikke, hvordan din familie har det. Du er fuldstændigt i et mørkt hul, hvor du mister din personlighed fordi du er prisgivet bødlen. Spr. Sven Arvid Birkeland: Dann bist Du Deinem Folterer vollständig ausgeliefert. Er hat die Macht über Dich, Du kannst nichts machen, Du weißt nicht, was er Dir antun wird, Du weißt nicht, ob Du überlebst, Du weißt nicht, wie es Deiner Familie geht. O-Ton 32 (dänisch) Ulla Lunn: Det er ikke så rart at vide, men han fik direkte tortur mod testiklerne. Jeg ved også at han ikke kun blev udsat for tortur mod testiklerne, han blev også udsat for andre form for tortur. Mariann: Og tævet. Ulla: Ja, og tævet og tævet og tævet med en eller anden kort stump genstand som gav blod i urinen, fordi de slog hen over nyrerne. Og din far tævet så ansigtet blev ødelagt. Spr. Ulla Lunn: Es ist keine besonders schöne Vorstellung, aber mein Vater wurde an den Hoden gefoltert. Ich weiß auch, dass es nicht nur die Hoden waren, er wurde auch anderweitig gefoltert. Spr. Mariann: Und geprügelt. Spr. Ulla Lunn: Ja, geprügelt, geprügelt und wieder geprügelt mit einem kurzen stumpfen Gegenstand. Und Dein Vater wurde so sehr geschlagen, dass sein Gesicht verunstaltet wurde. O-Ton 33 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Det var en af min fars historier: Der var en eller anden muselmand, der randte rundt og skulle tigge og så kom der en og kløede hovedet på ham med en spæde. Nej, hvad har jeg hørt den historie mange gange... og hjernemassen og blodet... Eine der KZ-Geschichten meines Vaters war: Ein abgemagerter Mann ging umher und bettelte. Da kam einer und haute ihm eine mit einem Spaten über den Kopf. Die Geschichte habe ich oft gehört wie die Gehirnmasse rausquoll und das Blut... O-Ton 34 (dänisch) Sven Arvid Birkeland: Og har jeg oplevet det det forsvinder aldrig fra et menneske, traumet. Spr. Sven Arvid Birkeland: Und wenn man das erlebt hat das verlässt einen nie wieder, dieses Trauma. ATMO 3 Uhrenticken, Kaffeetrinken 11

13 O-Ton 35 (dänisch) Sven Arvid Birkeland: De fem år under krigen, hvor de så har været med i nogle af årene, de har fyldt så meget hos dem, at det var nok til et helt liv. Det gjorde jo også, at de hjem de stiftede var anderledes end andre hjem. Og de børn, der voksede op, fik nogle andre påvirkninger. Spr. Sven Arvid Birkeland: Die fünf Jahre unter der deutschen Besatzung haben so viel Platz eingenommen bei den Widerstandskämpfern, das war genug für ein ganzes Leben. Das hatte auch zur Folge, dass die Familien, die sie gründeten, anders waren als viele andere. Sven Arvid Birkeland hat oft erlebt, was Folter mit Menschen anrichten kann. Einerseits in Gesprächen mit dänischen Widerstandskämpfern, während der Recherchen für sein Buch; andererseits während seiner Zeit am dänischen Rehabilitations- und Forschungszentrum für Folteropfer. O-Ton 36 (dänisch) Sven Arvid Birkeland: Kan du sige noget generelt omkring, hvordan du oplevede børnene af modstandsfolk? Sven Arvid: Nu da vi tog rundt der og talte med modstandsbørn, så oplevede vi i hvert fald én fælles ting: At de troede, at de sad alene med de problemer de havde fra deres hjem. De havde ikke kontakt med andre og mange af dem følte sig lidt anderledes i forhold til skolekammeraterne og senere hen da de blev voksen. De havde jo oplevet nogle ting i hjemmet, som de ligesom holdte for sig selv og dækkede over. For nogle af de modstandsfolk der havde været med til de grovere ting, de blev, som årene gik, påvirket af det. Der gik tit nogle år, hvor alt gik fredeligt og roligt, men så begyndte de at krakelere og blev vanskelige at omgås og svært at have som forældre. En del begyndte at drikke og mange skød sig de havde jo gemt våbene fra krigens tid. Og mange hjemme var meget specielle, gav deres børn ikke en særlig god opvækst, men hvor de dækkede over det, for de ville ikke røbe det over for andre. Og det oplevede vi så generelt, at der sad børn rundt omkring, som troede at de var de eneste, der havde sådan et hjem. Können Sie etwas Allgemeines über die Kinder der gefolterten Widerstandskämpfer sagen? Spr. Sven Arvid Birkeland: Wir haben auf jeden Fall eine Gemeinsamkeit gefunden: Dass sie alle dachten, sie seien alleine mit ihren Problemen. Sie hatten keinen Kontakt zu anderen Widerstandskindern und sie fühlten sich anders als ihre Schulkameraden und später auch im Erwachsenenleben. Sie hatten ja Dinge zu Hause erlebt, die sie für sich behielten und vertuschten. Denn viele ehemalige Widerstandskämpfer holte ihre Vergangenheit ein. Oft vergingen einige Jahre, in denen alles gut ging, aber dann kamen Risse in die Oberfläche und sie begannen, Probleme im täglichen Leben zu bekommen und wurden schwierige Eltern. Viele begannen zu trinken und manche erschossen sich. Viele Familien waren sehr speziell und ermöglichten den Kindern keine besonders schöne Kindheit, was diese aber niemandem erzählen wollten. Und 12

14 deshalb erlebten wir, dass im ganzen Land erwachsene Kinder saßen, die dachten, sie seien die einzigen, die solch eine Kindheit hatten. Der Heldenstatus der Widerstandskämpfer ist für ihre Kinder Fluch und Segen zugleich. O-Ton 37 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Hvor er jeg glad at han ikke var en af dem, der konspirerede med tyskerne eller stikker eller noget... Det ville jeg have haft meget sværere ved at leve med, tror jeg. Was bin ich froh, dass mein Vater nicht Kollaborateur war oder Verräter oder so... Damit zu leben wäre für mich viel schwieriger, glaube ich. O-Ton 38 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Der blev jeg opsøgt af en datter af en, der arbejdede i Tyskland. Så sagde hun også hele tiden til mig: Jamen, dine forældre var jo modstandsfolk, de var jo helte. Du kan jo bare gå frem og sige: Mine heltemodige forældre. Tja, hvad har jeg haft ud af det? Altså, at mine forældre var helte. Det ved jeg sgu ikke rigtig. Eine Tochter einer Dänin, die auf deutscher Seite arbeitete, sagte einmal zu mir: Deine Eltern waren ja im Widerstand, die waren ja Helden. Du kannst ja einfach sagen: Meine heldenhaften Eltern... Tja, und was habe ich davon, dass meine Eltern Helden waren? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht so genau. O-Ton 39 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Jeg tror ikke du finder ret mange børn af modstandsfolk som ikke synes at det var det værd til trods for den pris de betalte. Men vi skal også ligesom selv få fred med det hvorfor vores opvækst blev som den blev, hvorfor vi var ud for det vi var ud for, hvorfor vi havde det svært og der var mange ting vi ikke forstod dengang. Det var simpelthen noget af det sværeste jeg overhovedet gjorde: at skulle skrive min egen historie. Fordi vi kunne alle sammen skrive vores fædres historie. Det var jo ikke noget problem, den kendte vi jo efterhånden. Men at begynde at skrive sin egen historie og hvad det egentlig havde betydet for én selv, det er noget ganske andet. Ich glaube nicht, dass Du viele Kinder von Widerstandskämpfern findest, die sagen, das war es nicht wert, trotz des Preises, den sie dafür bezahlten. Aber wir müssen irgendwie selbst Frieden damit schließen - warum wir das alles durchmachen mussten, warum wir es schwer hatten; es gab vieles, das wir damals nicht verstanden. Eines der schwierigsten Dinge, die ich je getan habe war, meine eigene Geschichte niederzuschreiben. Denn wir können ja alle problemlos die Geschichten unserer Väter erzählen, die kennen wir ja auswendig. Aber seine eigene Geschichte aufzuschreiben und was das alles für einen selbst bedeutete, das ist etwas ganz anderes. MUSIK 5 (Othello, Chilly Gonzales, Solo Piano II) 13

15 Ulla Lunns Vater starb, als sie vier Jahre alt war, an Hodenkrebs - höchstwahrscheinlich verursacht durch die Folter, die ihm die Gestapo während der Verhöre antat. O-Ton 40 (dänisch) Ulla Lunn: De der tvangstanker, det har nok været det værste for mig, de der tvangstanker om hvad han har været udsat for. Og det er sådan noget som det man sagtens kan forestille sig og som er skidesvært at forklare hvad det er man forestiller sig. Og det er ikke rart. Jamen, det er slet ikke til at vide, hvad der trigger det. Det er klart, at en voldelig film trigger det. Men det har aldrig været sådan, at bare det at tale om det gjorde det værre tværtimod. Tvangstanker er vel at man ikke kan lade være med at tænke på smerte eller død og lemlæstelse eller et eller andet. Hvad tænkte du så på? Ulla: Jeg tænkte jo på min fars, den tortur han blev udsat for, ikk. Ikke fordi jeg ved det som sådan, fordi det var jo tys-tys, i min familie i hvert fald. Og jeg har ikke læst nogen beskrivelser af det. Jeg har kun hørt lidt sådan fra Hörensagen. Men i og med man igen lever i en kontekst hvor den slags bliver talesat og bliver til kunst og digte og film og litteratur og hvad ved jeg, så dannes der jo billeder og de billeder har jeg været rigtig god og plage mig selv med. Jeg undgår bestemt film og sådan noget, det kan jeg slet ikke ha'. Jeg kan sagtens holde mig selv vågen 14 natter i træk, hvis jeg kommer til at se noget, som trigger de der tvangstanker. Der er langt fra at forestille sig hvad det vil sige at blive tortureret mod testiklerne til at sige det og det kan jeg da stadigvæk ikke. Og jeg ved heller ikke hvorfor jeg skulle gøre det, men altså... Spr. Ulla Lunn: Diese Zwangsgedanken... das war, glaube ich, das Schlimmste für mich. Diese Zwangsgedanken darüber, was ihm angetan wurde. Solche Dinge, die man sich vorstellt, die aber super schwierig zu erklären sind. Es kommen einfach diese Bilder hoch. Und das ist nicht schön. Ich kann nicht sagen, was das triggert. Es kann gut sein, dass Gewalt in einem Film das triggert. Aber es war nie so, dass es schlimmer wird, wenn ich nur darüber spreche im Gegenteil. Zwangsgedanken, das bedeutet wohl, dass man nicht aufhören kann, an Schmerzen, Tod oder Verstümmelung zu denken... Woran denkst Du dann? Spr. Ulla Lunn: Ich denke dann ja an die Folter, die meinem Vater angetan wurde. Nicht dass ich genau wüsste, was das war, bei uns zu Hause wurde darüber ja nicht gesprochen. Und ich habe das auch nicht nachgelesen. Ich weiß das nur so ein bisschen von Hörensagen. Aber da wir ja in einem Kontext leben, in dem solche Dinge aufgegriffen werden und zu Kunst und Gedichten und Film und Literatur werden, mach man sich ja ein Bild davon und ich habe es immer geschafft, mich mit diesen Bildern zu quälen. Ich vermeide auf jeden Fall Filme und so, das kann ich gar nicht haben. Ich kann mich ohne Probleme 14 Nächte lang wachhalten, wenn ich etwas sehe, das diese Zwangsgedanken wieder triggert. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich vorstellen kann, was es bedeutet, an den Hoden gefoltert zu werden, oder ob man sagen kann, was man sich vorstellt. Und das kann ich doch immer noch nicht. Ich weiß aber auch nicht, warum ich das tun sollte. 14

16 O-Ton 41 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Hvis du havde en eller anden fantasiforestilling om din fars tortur, så havde jeg en eller anden fantasiforestilling om min far som en kæmpemæssig stor elsker. Ulla:Hvor skønt... på sin vis. Steen: Den fantastiske far, som jeg aldrig havde. Jeg ved ikke, om det er særlig sundt. Und wenn Du irgendeine Fantasievorstellung von der Folter Deines Vaters hattest, dann hatte ich eine Fantasievorstellung von meinem Vater als großartigem Liebhaber. Spr. Ulla Lunn: Irgendwie eine schöne Vorstellung. Spr. Steen: Der fantastische Vater, den ich nie hatte. Ich weiß nicht, ob das gesund ist. O-Ton 42 (dänisch) Ulla Lunn: Ja, den fraværende far. For mit vedkommende føler jeg mere at jeg har været rodløs. Og den rodløshed er jeg bange for jeg har plantet i min datter. Det kunne jeg godt forestille mig. Det er jeg i hvert fald bange for jeg har. Ja, at jeg ikke vidste hvem min far var og at mit hjem hele tiden gik i opløsning fordi vi flyttede og min far døde og vi flyttede og fik en ny far og vi flyttede og mine søskende flyttede. En rodløshed med hvor kommer man fra og hvem kommer man egentlig af? Spr. Ulla Lunn: Ja, der abwesende Vater. Ich hatte ja eher das Problem, dass ich mich rastlos fühlte. Und ich habe Angst, dass ich diese Rastlosigkeit an meine Tochter weitergegeben habe. Diese Rastlosigkeit kommt bei mir davon, dass sich mein Zuhause ständig auflöste, weil wir umzogen und mein Vater starb und wir wieder umzogen und ich einen neuen Vater bekam und meine Schwestern auszogen und so weiter. Nicht zu wissen, wo man herkommt und von wem man eigentlich abstammt. Ulla, Mariann und Steen haben alle im Laufe ihres Lebens mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt. O-Ton 43 (dänisch) Ulla Lunn: Måske også noget af det der er kendetegnende for vores gruppe som sådan det er at mange af os er blevet skilt, op til flere gange. Dem jeg tidligere har levet sammen med der har været et eller andet med: Hvad skal vi bruge det der til? Hvorfor bliver du ved med at tvære rundt i det? Kan det ikke være ligemeget? Men min nuværende mand, hans far har også siddet i Frøslevslejren, lige som min far. De mødtes faktisk på lejren. Så derfor synes vi jo, at det måske også er en skæbne, at vi kan tale om de her ting. Vi kommer lidt fra den samme baggrund, at man engagerer sig i det samfund man er i og de kampe der er. Det har hans far gjort og det har min far gjort. Og der kan man sige, at hvis jeg bare havde mistet min far da jeg var fem år i en trafikulykke, så havde jeg jo ikke haft den der ballast med. Her er traumet forankret i et historisk, samfundsmæssigt fænomen som så oven i købet har bestået af forfølgelse og tortur og død og alt muligt som jo så forøger traumet på den måde at det har givet mig tvangstanker. 15

17 Spr. Ulla Lunn: Es ist kennzeichnend für unsere Gruppe, dass wir alle geschieden sind, manche sogar mehrere Male. Die Männer, mit denen ich früher zusammen war, fragten oft: Was bringt uns das? Warum trittst Du das immerzu breit? Ist das nicht völlig egal? Der Vater meines jetzigen Mannes war im selben Gefangenenlager wie mein Vater. Die beiden haben sich dort sogar getroffen. Deshalb können wir auch darüber reden. Wir haben denselben Hintergrund, haben dieselben Werte, also dass man sich in der Gesellschaft, in der man lebt, engagiert und dass man die Kämpfe aufgreift, die es zu kämpfen gibt. Das hat sein Vater getan und das hat mein Vater getan. Man kann sagen, dass wenn mein Vater einfach in einem Verkehrsunfall gestorben wäre, als ich fünf Jahre alt war, dann hätte ich nicht diesen ganzen Ballast im Gepäck. Bei mir ist das Trauma verankert in einem historischen, gesellschaftlichen Phänomen, das außerdem in Verfolgung, Folter und Tod bestand und mir diese Zwangsgedanken beschert hat. O-Ton 44 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Det betyder rigtig meget for mig, at Vojo, som min mand hedder, at han fuldstændig forstod det dengang jeg sagde som en lyn fra en klar himmel: Jeg vil altså gerne til Theresienstadt., da vi bare kom forbi et skilt. Og han sagde: Selvfølgelig. Hans far var partisan, de var serber i Kroatien. Hans mor måtte gå under jorden. Det betyder rigtig meget, at han bare giver mig plads til at have de underlige ting jeg skal se i fjernsynet, alle de bøger jeg skal læse og bare acceptere det. Es bedeutet sehr viel für mich, dass Vojo, mein jetziger Mann, dass er mich voll und ganz verstand, als ich zum Beispiel einmal wie aus heiterem Himmel sagte: Ich möchte gerne nach Theresienstadt. Und er sagte: Selbstverständlich. Sein Vater war Partisane, seine Mutter musste untertauchen. Es bedeutet sehr viel für mich, dass er mir Raum gibt für all meine komischen Anwandlungen, all die Filme, die ich sehen muss und all die Bücher die ich lese und dass er das einfach akzeptiert. O-Ton 45 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Vi skal i øvrigt fejre vores bryllupsdag i Ravensbrück... Er din kone med på alt det her? Steen: Ja ja. Mariann: Jeg skulle ikke fejre bryllupsdag i Dachau! Steen: Jeg har været ned og se Ravensbrück så mange gange efterhånden og det har betydet rigtig meget for mig. Wir feiern demnächst unseren Hochzeitstag in Ravensbrück. Macht Deine Frau das ohne weiteres mit? Spr. Steen: Ja, ja. Spr. Mariann: Ich hätte ja keine Lust, meinen Hochzeitstag in Dachau zu feiern! Steen: Ich habe Ravensbrück mittlerweile so oft besucht. Das hat richtig viel für mich bedeutet. 16

18 Das Konzentrationslager, von dem ihm seine Mutter so viele Male zwanghaft erzählte, von dem er - allein durch ihre Beschreibungen - wusste, wie es aufgebaut war, in welcher Baracke die Mutter lebte, wo die Galgen standen, wo das Krematorium lag. O-Ton 46 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Hvordan var det første gang du kom til Ravensbrück? Steen: Det var meget stærkt. Det var jo helt tilbage i halvfjerdserne, der kom vi forbi en gang og der gik benene på mig. De brød simpelthen sammen. Jeg kunne ikke gå ind, så sad jeg bare der. Men så kom Esther til mig og sagde: Ved du hvad Steen, nu går vi til Ravensbrück. Så sagde jeg uha, det tør jeg ikke. Det skal du sgu. Og så tog hun fat i mig, så tog vi derned. Og det var dejligt, det glemmer jeg hende aldrig for. Ja hårdt, men også en befrielse. Alt den forestilling om, at det var så forfærdeligt. Det var en dejlig lun forårsdag, vinden susede i træerne. Det var helt, helt anderledes end jeg troede. Det har jeg forsonet mig med. Wie war es, als Du zum ersten Mal in Ravensbrück warst? Also, das allererste Mal, das war in den Siebzigern, da bin ich nicht reingegangen.. Später sagte eine Freundin: Weißt Du was Steen, jetzt fahren wir nach Ravensbrück. Und ich sagte: Puh, das traue ich mich nicht. Und sie sagte: Das musst Du aber. Und dann fuhren wir da runter. Ja, es war hart, aber es war auch eine Befreiung. All diese Vorstellungen, dass es so schrecklich gewesen sein muss. Es war ein herrlich milder Frühlingstag, der Wind wehte durch die Blätter... ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Damit habe ich mich versöhnt. O-Ton 47 (dänisch) Mariann de Lorenzi: - mit ATMO und MUSIK Det var en grammofonplade, der blev lavet en gang og der blev brændet en cd af nogle sange. Og der vil jeg sige der er det især den der, den handler om krig og børn og så vider. Den har jeg altid tuet meget over. Jeg kan den uden af den dag i dag. Skal jeg spille den for dig? Ja, meget gerne. Hvad hedder den? Mariann: Den Lille Pige Med Svovlstikkerne. MUSIK Den Lille Pige Med Svovlstikkerne (Text: Erik Beermann) I svovlstikkens klare flammeskær Marcherer en mægtig hær af bittesmå mennesker i samme klæ r som nu sendes ud for at dø... Den skrev han efter at han havde kørt nødhjælp og set alle de forældreløse børn i lejrene, der ikke havde nogen sted at være. Han kørte til Østrig og vist også Ungarn, ned igennem Tyskland og til Østrig. 17

19 Das war mal auf einer Grammophonplatte mit Liedern von meinem Vater. Das Lied hier, das handelt von Krieg und Kindern und so weiter und das hat mich immer zum Weinen gebracht. Ich kann den Text noch immer auswendig. Soll ich es Dir vorspielen? Ja, sehr gerne. Wie heißt es? Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern. MUSIK Spr. Mariann (über Lied): Im klaren Schein der Schwefelhölzer Marschiert ein mächtiges Heer Von winzig kleinen Menschen in gleichen Kleidern Die jetzt hinausgeschickt werden, um zu sterben... Spr. Mariann: Das hat mein Vater geschrieben, nachdem er nach dem Krieg mit dem Roten Kreuz in Lager in Deutschland, Österreich und Ungarn gefahren ist und dort all die verwaisten Kinder gesehen hat, die kein Zuhause hatten. O-Ton 48 (dänisch) Mariann de Lorenzi: Du skriver i bogen, at du stadig ikke har været ved hans gravsted. Og det har du stadig ikke? Mariann: Nej. Ulla: Du har ikke været ved hans gravsted? Mariann: Jeg ved det ikke. Det kan besvares lidt i retningen af at min far havde det ikke nemt det meste af sit liv efter han kom hjem. Og det var lidt synd for ham. Og jeg har måske også haft ondt af ham. Men jeg har nok også været påvirket af det så meget personligt, at jeg blev vred på ham. Jeg har været meget vred på min mor. Jeg lærte: Man skal i hvert fald ikke gør far ked af det. Det er det værste man kan gøre i vores familie at gøre far ked af det. Og så står mor i baggrunden og hun er ikke kun ked af det hun er også vred og hun er den der straffer. Steen: Vreden, Gudinde! Besyng Ulla und Steen: som greb Peleiden Achilleus... Steen: uheldsvangert... ned til Achaierne dem bragte... Det var fantastisk. Du hast geschrieben, dass Du noch nie das Grab Deines Vaters besucht hast. Warst Du mittlerweile mal dort? Nein. Spr. Ulla: Du warst noch nie am Grab Deines Vaters? Nein. Vielleicht kann ich es so erklären, dass mein Vater es nicht leicht hatte die meiste Zeit seines Lebens nachdem er nach Hause kam. Und 18

20 deshalb tat er mir leid. Aber wahrscheinlich hat sein Leid mich persönlich so sehr beeinträchtigt, dass ich wütend auf ihn wurde. Und ich war auch sehr wütend auf meine Mutter und lernte: Man darf Papa auf keinen Fall traurig machen. Das war das Schlimmste, das man in unserer Familie tun konnte. Und dann steht Mama im Hintergrund und sie ist nicht nur traurig, sie ist zornig und sie ist diejenige, die bestraft. Spr. Steen: Singe, Göttin, den Zorn... Spr. Ulla (stimmt mit ein): des Peleussohnes Achilleus... Spr. Steen: den Verderben bringenden, der unzählige Schmerzen den Achaiern bereitete. Fantastisch! O-Ton 49 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Ja altså en gang i mellem kan jeg savne vreden. Jeg tænker der var sgu meget personlig energi forbundet med den vrede. Altså sådan en gammel, godmodig, småsnakkende ældre her der sidder og leger med børnebørnene på gulvet... Er det mig? Hvad er der blevet af energibundet og uhyret? Den der specifikke vrede, den tror jeg har en betydning. Vi skal ikke udglatte alle konflikter, alle modsætninger. Altså dette ord tilgivelse... Ulla: Det' godt. Steen: Det' et godt ord. Vi skal ikke tilgive hvad som helst. Mariann: Er det ikke snarere sådan: Tilgive men ikke glemme? Also manchmal vermisse ich diesen Zorn. Ich denke, da war schon viel persönliche Energie verbunden mit dieser Wut. Also dieser alte, gutmütige, vor sich hin quasselnde ältere Herr, der auf dem Fußboden sitzt und mit den Enkelkindern spielt... Bin ich das? Was ist aus dem Energiebündel geworden, aus dem Ungeheuer? Diese spezifische Wut, die bedeutet schon was. Wir müssen nicht alle Konflikte ausbügeln, alle Gegensätze. Also diese Wort Vergebung... Spr. Ulla: Das ist gut. Ja, das mag ein gutes Wort sein. Aber wir sollten nicht einfach alles vergeben. Spr. Mariann: Sagt man nicht eher: Vergeben, aber nicht vergessen? MUSIK wie 2 (Meischeid, Gonzales, Solo Piano) O-Ton 50 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Jeg synes, jeg har fortalt mig ud. Ulla: Vi er jo halvgamle alle sammen, ikk. Men for 30 år siden havde det jo en anden betydning for mig end i dag. Gennem processen, vi har været igennem det med at tale og skrive bogen, så har jeg fået ro på. Jeg tænker ikke så meget over det mere. Hvor før, der fyldte... altså der gik jo ikke en dag uden man tænkte over... Steen: Altså som Ulla siger: Problemerne er der sikkert stadigvæk, men intensiteten omkring dem er blevet mindre. Jeg tror første gang jeg dukkede op i den gruppe, der var jeg vred. Men altså når jeg tænker på hvad min mor gjorde ved mig det er simpelthen forkert. Og det var det der gik op for mig det var jeg vred over. Den lille dreng på fem år, han har været skide hamrende aggressiv, vred. Jeg burde jo være faret i struben på hende 19

21 og slået løs på hende og skabt mig og sagt: Det vil jeg ikke finde mig i. Men det gjorde jeg ikke. Mariann: Jamen det kan man jo ikke som lille femårig... Steen: På den anden side har jeg også lov til at være 70 og se den der person. Jeg vil gerne være begge de to figurer og se den der person, der går ind i modstandsbevægelsen og som får et barn med åbne øjne. Hun var jo klar over jeg var jo ikke noget uheld. Jeg var et overvejet og planlagt barn. I 1943 i illegalitet planlægger to modstandsfolk at få et barn. Det er jo huld i hovedet. Det sagde jeg også til min mor flere gange: Sig mig, var I klar over, hvad I gjorde? Jamen vi ville jo så gerne... Det syntes jeg var forkert. Det skulle de ikke have gjort. Ich glaube, mittlerweile habe ich mich auserzählt. Spr. Ulla: Ja, wir sind ja alle mittelalt mittlerweile, nicht. Aber so vor 30 Jahren hatte das alles ja noch eine ganz andere Bedeutung für mich als heute. Dass wir darüber gesprochen haben und das Buch geschrieben haben, dadurch habe ich da mehr Ruhe reinbekommen. Ich denke nicht mehr so viel darüber nach. Wo das ja früher... also da verging ja kein Tag, ohne dass ich darüber nachdachte. Spr. Steen:Also, wie Ulla sagt: Die Probleme sind sicher noch da, aber ihre Intensität hat abgenommen. Ich glaube, das erste Mal, als ich in diese Gruppe gekommen bin, da war ich einfach nur wütend. Ich sehr geneigt zu sagen, dass ich finde: Das war es nicht wert. Also wenn ich darüber nachdenke, was meine Mutter mir angetan hat darüber war ich wütend. Der kleine fünfjährige Junge, der war verdammt aggressiv, wütend. Ich hätte ihr ja an die Gurgel springen und auf sie einschlagen müssen und hätte sagen müssen: Damit will ich mich nicht abfinden. Aber das hab ich nicht getan. Spr. Mariann: Das kann man ja aber auch nicht als Fünfjähriger! Spr. Steen: Auf der anderen Seite habe ich auch das Recht dazu, 71 zu sein und die Person dahinter zu sehen. Ich möchte gerne beide Figuren gleichzeitig sein und diese Person verstehen, die in den Widerstandskampf geht und die sehenden Auges in Kind bekommt. Im Jahre 1943 planen zwei Widerstandsleute im Illegalen, ein Kind zu bekommen. Das ist ja total bescheuert. Das habe ich auch zu meiner Mutter gesagt: Sag mal, wusstet Ihr eigentlich, was Ihr da tatet? Ja, aber wir wollten eben so gerne... Das war einfach falsch, finde ich. Das hätten sie nicht tun sollen. MUSIK wie 5 (Othello, Chilly Gonzales, Solo Piano II) O-Ton 51 (dänisch) Steen Klitgaard Povlsen: Det jeg stadig har som problem det er: Hvordan kan jeg både være 5 og 71 år? Og det har jeg ikke helt opgivet. Mariann: Du kan passe på det barn du var en gang, men du kan ikke blive det igen. Du kan passe på det. Der sidder måske en lille Steen... Steen: Jamen han er jo ikke død endnu. Mariann: Nej. Han sidder nok derinde et sted. Steen: Jamen, det gør han jo. Mariann: Du bliver nødt til at passe på ham. Han kan ikke komme ud. Steen: Der er et problem her, som jeg ikke er færdig med at tænke over... Ein Problem, das ich noch immer habe ist: Wie kann ich gleichzeitig 5 und 71 Jahre alt sein? 20